Ich war damals 9 Jahre alt, als Schneider 1984 seinen Computer Amstrad/Schneider CPC 464 veröffentlichte und sich der Commodore 64 allmählich in Deutschland verbreitete. Wahrgenommen habe ich das erste Videospiel jedoch erst durch einen Arcade-Automaten in der Imbissbude. Seinerzeit spielten dort 2 Jugendliche am Automaten das Spiel „Track and Field“. Ein Steuerknüppel wurde für dieses Spiel nicht benötigt. Lediglich 3 Knöpfe hatte jeder Spieler zur Verfügung: Die beiden blauen Knöpfe waren mit „RUN“ und der rote Knopf mit „JUMP/THROW“ beschriftet. Und mit Hilfe jeweils eines Feuerzeuges, das mit hohem Tempo zwischen beiden blauen Knöpfen hin und her bewegt wurde, duellierten sich beide Spieler.
Einen weiteren Arcade-Automaten mit der Aufschrift „Gauntlet“ entdeckte ich wenig später im damals noch kleinen Bahnhofsgebäude der Deutschen Bahn. Ohne eine Münze einzuwerfen konnte ich beim ersten Spielversuch die Figur scheinbar selber steuern. War das Gerät etwa kaputt? Schnell stellte sich dann aber heraus, dass ich während des laufenden Demospiels den Steuerknüppel bewegte und die Spielfigur einige Male nur zufällig meiner Steuerbewegung folgte.
Die erste D-Mark verspielte ich allerdings am Automaten „Moonpatrol“, der am Kaufhofvorplatz neben 2 Fotokabinen aufgestellt wurde. Als ungeübter Spieler währte die Spielfreude jedoch nicht lange. Danach war es immer noch spannend anderen Spielern über die Schulter zu gucken. Sofern dies überhaupt wegen meiner damaligen Größe möglich gewesen ist. Durchgehende Besucher des Kaufhauses waren nicht davon beeindruckt, dass sogar wir Kinder am Automaten spielten.
Im gleichen Kaufhaus entstand etwa zur gleichen Zeit eine gut ausgestattete Computer-Verkaufsecke. Hier standen die ersten Homecomputer wie der Schneider Amstrad/Schneider CPC 464, die wir damals als Kinder regelrecht belagerten. Stundenlang spielten wir hier unter anderem das Videospiel „Line“, eine einfache Snake-Variante.
1986: Mein Bruder (oben)
und
ich im
Commodore-Fieber
Mein damaliges Lieblingsspiel „Wonderboy“ entdeckte ich erstmals an einem Kiosk, unweit meiner damaligen Schule. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass ich mit meinen Geschwistern zu Weihnachten den Commodore 64 mit Datasette geschenkt bekomme. Zumindest geahnt und gehofft hatten wir, dass sich unter dem mit Silberlametta geschmückten Weihnachtsbaum der Computer befindet.
Dann war es soweit. Der erste eigene Computer. Leider waren wir anfangs nur mit der Datasette und einigen wenigen Spielen ausgestattet. Dazu war die Aufspielung mittels Datasette zeitintensiv und klappte nicht immer. Daher bekamen wir schon recht bald außerplanmäßig und daher völlig überraschend einen Floppy-Laufwerk geschenkt. Aber immer noch fehlten die Spiele. Wenige Tage später brachte dann mein Vater eine volle Diskettenbox mit nach Hause, die er einem Arbeitskollegen abgekauft hatte. Sogar einige Originalspiele befanden unter den unzähligen kopierten Spielen. Auch die Arcade-Spiele „Wonderboy“, „Boulder Dash“ und „Donkey Kong“ entdeckte ich ganz aufgeregt. Endlich konnten wir die Automatenspiele unbegrenzt zu Hause nachspielen.
Besonders das Spiel Wonderboy reizte mich und so verbesserte ich mich von Spiel zu Spiel. Ich freute mich über jeden fertiggespielten Level. Dann erfuhr ich sogar eher zufällig im Schulbus, dass Wonderboy mit einem Unendlich-Leben-Cheat gespielt werden konnte. Und so nutzte ich anfangs dieses Mittel, um Wonderboy nach pausenlosem Einsatz durchzuspielen.
Mit Floppy und der Eingabe des Basic-Befehls (Load“*“,8,1) wurden damals die Spiele auf den Commodore übertragen. Mit der Zeit versuchten wir ständig, unser Basic-Wissen zu erweitern. Dazu wurden seitenlange Befehle aus Zeitschriften und Handbücher abgetippt. Nur selten geschah die Eingabe auf Anhieb fehlerfrei.
Irgendwann wurde der C=64 durch den Amiga 500 abgelöst. Vereinzelnd spielten wir aber weiterhin mit dem C=64er. Mit zunehmenden Alter und anderen Interessen lösten wir uns allmählich vom Commodore. Und dort, wo früher im kleinen, beschaulichen Bahnhofsgebäude Gauntlet gespielt wurden, zieht heute ein moderner ICE-Bahnhof mit großem Vorplatz und Kino, ausgestattet mit modernster Digitaltechnik, die jungen Menschen an.